Wieso ich mir viel zu selten Zeit für Rereads nehme


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Ich erinnere mich gerne an meine Kindheit und Jugend zurück. Das Internet war damals noch kein so großes Thema, meine Freizeit habe ich mit lauter Dingen vollgestopft und trotzdem hatte ich immer noch genug Zeit, um auch mal ordentlich gelangweilt zu sein. Heute habe ich oft das Gefühl, dass Langeweile gar nicht mehr wirklich existiert, unsere Tage sind meistens durchgetaktet und in den engen Zeiträumen, die wir uns als Freizeit in den Kalender eintragen, machen wir Dinge, die uns Spaß machen oder uns Erholung bringen. Simples in die Luft starren, Däumchen drehen und absolut gar nichts tun ist irgendwie zum Fremdwort geworden, jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal wirklich gelangweilt war. Dafür erinnere ich mich umso besser daran, was ich früher getan habe, wenn ich mal Langeweile hatte: Damals hatte ich nicht einmal annähernd so viele Bücher, wie ich heute habe – ich glaube, es waren in meiner Jugend vielleicht so an die 40 oder 50 Stück und dazugekommen sind im Jahr insgesamt vielleicht 10, weil einfach das Geld dafür nicht da war. Ich hatte zwar eine Bibliothekskarte, die ich bis auf’s letzte ausgereizt habe, aber dennoch gab es bei Langeweile meist nur eines, was ich getan habe: Ich habe in mein überschaubares Regal gegriffen und eines der Bücher herausgezogen, die ich schon so oft gelesen hatte, dass bereits Seiten rausflogen und der Einband geklebt werden musste.

Rereads waren früher das Größte für mich. Ich habe zumindest die ersten vier Harry Potter Bücher über 20 mal gelesen, den fünften bis siebten vielleicht 8 oder 9 mal. Die ersten zwei Bände der Twilight-Reihe habe ich mindestens genauso oft gelesen und von meinen Astrid Lindgren Büchern – insbesondere Kalle Blomquist – und auch denen von Jostein Gaarder will ich gar nicht erst anfangen. Es machte mir nichts aus, das ich die Geschichte schon in- und auswendig kannte, ich liebte sogar dieses Gefühl, zu wissen, was noch passieren wird und freute mich über jedes noch so winzig kleine Detail, das mir beim vorherigen Lesen entgangen war. Klar wünschte ich mir auch immer wieder neuen Lesestoff und konnte mich in der Bibliothek gar nicht genug damit eindecken, aber richtig wohl fühlte ich mich vor allem zwischen den Seiten der mir bereits bekannten Bücher.

Heute rereade ich so gut wie nie. Das hat verschiedene Gründe, die zumindest teilweise wohl auch offensichtlich auf der Hand liegen: Rereads kosten Zeit. Das ist fast so wie mit dicken Büchern , irgendetwas in meinem Inneren hindert mich daran, mir die Zeit, die ein Reread oder eben auch ein dickes Buch kosten würde tatsächlich zu nehmen, denn es befinden sich ja noch so viele andere, ungelesene Bücher in meinem Regal, denen ich mich in dieser Zeit widmen könnte. Gerade bei Reihen, die ich nicht direkt hintereinander lese, weil ich auf das Erscheinen der Fortsetzung warten muss, merke ich, dass ich super viel in der Zwischenzeit vergesse, mir aber trotzdem einfach nicht die Zeit nehmen möchte, um das Buch noch einmal zu lesen und mir die Details in Erinnerung zu rufen. Das ist schade und ich versuche auch schon seit einer ganzen Weile, in dieser Hinsicht an mir zu arbeiten. Gleichzeitig finde ich es aber auch nicht unbedingt schlecht oder schlimm, dass ich meine Zeit lieber mit mir unbekannten Büchern verbringen möchte – es ist nun einmal so, dass es zu viele interessante, spannende, einzigartige Geschichten gibt und ich habe es mir nun einmal zum Ziel gemacht, so viele davon wie nur möglich auch zu entdecken.

Damit geht jedoch irgendwie auch der zweite Punkt einher – Rereads machen mir ein schlechtes Gewissen. Das muss man natürlich relativ sehen, natürlich mache ich mir keine Vorwürfe oder ähnliches, aber in meinem Inneren entfacht dann schon – ob ich es will oder nicht – ein kleiner Gewissenskonflikt. Ich bin, was das Kaufen von Büchern angeht, einfach viel zu undiszipliniert, daraus mache ich kein Geheimnis und ich finde es auch nicht weiter schlimm. Wenn der Stapel an ungelesenen Büchern allerdings immer größer wird, so habe ich innerlich schon das Bedürfnis, diesen Stapel anzupacken und mich den Büchern zu widmen. Ich kaufe die Bücher ja auch nicht, um sie mir nur ins Regal zu stellen, ich habe bei allen das Verlangen, sie unbedingt und am besten noch heute zu lesen. Würde ich jetzt zu einem Buch greifen, das ich schon ein- oder meinetwegen auch mehrere Male gelesen habe, würde es mir garantiert Freude bereiten, aber ich hätte gleichzeitig auch ein mulmiges Gefühl, weil ich noch so viele andere unbekannte Welten zu erkunden habe und meine kostbare Lesezeit auf ein Buch verwende, das ich schon kenne. Vermutlich würde ich sogar damit beginnen mir auszurechnen, wie lange mich der Reread wohl noch kosten wird und wann ich „endlich“ wieder zu einem neuen Buch greifen kann. Für mich ist das nicht einmal der Druck, irgendeiner blöden Lesestatistik oder ähnlichem gerecht zu werden, ich lese ohnehin nur für mich und mein persönliches Vergnügen, aber ich will eben am liebsten alle ungelesenen Bücher auf einmal verschlingen, weil sie mich alle so neugierig machen. Keine Ahnung, ob das überhaupt Sinn ergibt, aber meine Gedanken funktionieren halt so.

Bei vielen Büchern ist auch einfach eine gewisse Angst da, sie zu rereaden. Das bezieht sich vor allem auf Bücher, bei denen ich weiß, dass sie eigentlich ziemlich problematisch sind, aber auch auf Bücher, die ich vor längerer Zeit gelesen und geliebt habe und bei denen ich befürchte, dass ein Reread dazu führen würde, dass ich das jeweilige Buch nicht mehr mag, weil ich oder meine Einstellungen sich in dem Zeitraum verändert haben. Das kennen wir doch irgendwo alle – zu Beginn der „Lesekarriere“ hat man gefühlt jedes Buch, das einem gefallen hat, mit 5 Sternen bewertet. Inzwischen hat man jedoch einiges an „Leseerfahrung“ gesammelt, sieht die Bücher mit einem wesentlich kritischerem Auge und würde sie vermutlich nicht mehr so wohlwollend bewerten. Ich möchte Bücher rereaden, aber ich möchte nicht meine positiven Erinnerungen an diese zerstören und die jeweiligen Bücher hinterher womöglich überhaupt nicht mehr mögen. Allerdings besteht auch immer die Möglichkeit, dass man ein Buch, das man früher vielleicht nicht unbedingt mochte, nach einem Reread plötzlich liebt oder zumindest mit anderen Augen sieht. Manchmal liest man ein Buch einfach zu einem falschen Zeitpunkt oder man versteht die Botschaft aufgrund fehlender Lebenserfahrung etc. nicht. Das Buch ein paar Jahre später nochmal zu lesen, könnte dazu führen, hinterher ein neues Lieblingsbuch ins Regal stellen zu können – auch wenn die Wahrscheinlichkeit vielleicht nicht besonders hoch scheint.

Seit ein paar Monaten denke ich mir aber, man könnte manchmal ja einen Kompromiss schließen. Schließlich muss man ein Buch ja nicht komplett noch einmal lesen – manchmal reicht es ja schon, es nur anzulesen oder einige Passagen, die man besonders mochte, noch einmal zu lesen. Klar, auch hier muss man Zeit investieren, aber seien wir doch mal ehrlich, in den meisten Fällen lohnt es sich auch. Wie auch schon bei meinem Beitrag zu den Reading-Challenges und zu dem über dicken Büchern lautet mein Fazit mal wieder: Nicht stressen, keinen Druck aufbauen und einfach lesen, statt die Zeit mit Kopfzerbrechen zu vergeuden. Das ist einfach gesagt, aber eigentlich auch einfach getan, denn Lesen ist ein Hobby, etwas das Spaß macht und bei dem es keine Regeln gibt. So lange man sich also selber keine aufstellt, besteht eigentlich kein Grund, die Nerven zu verlieren und sich über derartige Belanglosigkeiten Gedanken zu machen. Warum ich trotzdem einen ganzen, nicht gerade kurzen Blogpost dazu schreiben musste weiß ich zwar gerade auch nicht, aber vielleicht hat der ein oder andere ja noch Lust, seinen Senf abzugeben – ich freue mich sehr über eure Gedanken zu dem Thema und würde gerne wissen wollen, ob und wie oft ihr rereadet. Bis dahin: Frohes Lesen!

31 Kommentare zu „Wieso ich mir viel zu selten Zeit für Rereads nehme

  1. Huhu,

    ich muss sagen, dass ich selten ein Buch zweimal lese, auch, wenn es mir noch so gefallen hat. Da hat sich auch nichts im Vergleich zu damals geändert. Nur die Kinderbücher meiner Zwerge, die werden immer und immer wieder gelesen. Momentan „Max sagt STOPP!“ kann ich schon fast auswendig mitsprechen :-)

    Liebe Grüße
    Lagoona

  2. Ich habe letztes und dieses Jahr einige Re-Reads in Form von Hörbüchern absolviert, das klappt super, vor allem, wenn wie im Fall der Harry Potter-Reihe jemand wie Stephen Fry oder bei Who Kills a Mockingbird Sissy Spacek liest :-) Bin gerade beim letzten Harry Potter-Band und überlege, auch die Drachenbeinthron-Reihe von Tad Willams und das „Rad der Zeit“ per Hörbuch zu re-readen. Du magst Sherlock Holmes, oder? Die kompletten Bände gibt es bei Audible für ein einziges Guthaben – gelesen von Stephen Fry, 70 h Laufzeit!

    1. Das ist auch mein Trick :D Ich höre immer Hörbücher beim Joggen. Da hat man ja schließlich Zeit und muss sich auch nicht allzusehr darauf konzentrieren, da man das Buch schon kennt :)

      1. Dafür gehe ich leider viiiiiel zu selten joggen, haha. Aber generell sind Hörbücher eine wirklich gute Idee!

    2. Ahhh, danke für den Tipp – Hörbücher, dass ich da nicht drauf gekommen bin! Ich höre ja eher seltener welche, weil ich mich so schnell ablenken lasse, aber gerade bei Büchern, die ich bereits kenne, ist es vermutlich gar nicht schlimm, wenn ich auch mal unkonzentriert bin. Werde das definitiv ausprobieren!

  3. Ich kann mich soo gut in deinen Gedanken wiederfinden. Früher hatte ich ebenso ein überschaubares Regal. Las die Wilden Hühner, Hanni und Nanni Tintenherz & Co rauf und runter. Und heute? Sind ein Drittel in meinen Regalen ungelesen. Es kommen immer mehr dazu und es fehlt auch einfach die Zeit!
    Und ich habe ebenso die Angst davor gewisse Bücher zu re-readen – aus genau den Gründen, die du genannt hast.
    Das ist schon alles verqueer. Aber dennoch gibt es nichts Schöneres als zu Lesen <3 Danke für deine Gedanken! Liebe Grüsse, Swantje (eine stille Mitleserin;))

    1. Danke, dass du deine Gedanken mit mir geteilt hast! Ich seh das genau wie du – gerade die Bücher von Cornelia Funke habe ich früher rauf und runtergelesen und ganz ehrlich – jetzt gerade hätte ich total Lust, die Tinten-Trilogie nochmal zu lesen! :D
      Ganz liebe Grüße an dich! <3

  4. Ich kann mich nicht daran erinnern während der letzten 10 Jahre ein Buch mehr als einmal gelesen zu haben. Und um ehrlich zu sein sehe ich auch wenig Sinn darin solange ich einen riesigen Stapel ungelesener Bücher hier habe. Es gibt soviele gute Bücher auf der Welt und ich will in meinem Leben möglichst viele davon lesen, wieso soll ich also Zeit darauf verschwenden eines mehrfach zu lesen? Bei Filmen sieht die Sache schon anders aus aber das sind zwei Paar Schuhe.

    1. Über den Sinn und Unsinn lässt sich definitiv streiten – ich finde, manche Bücher verdienen es nicht nur, mehrmals gelesen zu werden, sondern brauchen es sogar, weil man die Geschichte, wenn sie wirklich komplex ist, auch richtig zu erfassen. Dabei denke ich vor allem an „Die Gestirne“ von Eleanor Catton – das Buch hat mir beim ersten Mal schon unglaublich gut gefallen, aber ich glaube beim zweiten Lesen würde ich mich noch mehr in die Geschichte und die Erzählweise verlieben.

  5. Also ich bin da auch ständig im Zwiespalt, besonderen wenn es um Reihen geht wo die Bücher in einem relativ langem Abstand von einander erscheinen. Ich lese dann eigentlich immer nur den neuen Band und stelle jedes mal wieder fest ich hab total den Faden verloren was mich immer wahnsinnig nervt. Andererseits möchte ich meine Zeit aber auch „sinnvoll“ nutzen und so viele neue Geschichten wie nur möglich lesen, warum ich mein Leseverhalten im Endeffekt wieder nicht ändere. Also wie du siehst beschäftigt dieses Thema nicht nur dich ^^

    1. Haha, genauso geht es mir bei Reihen-Fortsetzungen auch immer! Es ist furchtbar – ich bin inzwischen übergegangen, mir im Internet nochmal eine Kurzzusammenfassung des vorangegangenen Teils durchzulesen, aber so ganz das Wahre ist das ehrlich gesagt auch nicht. :D

  6. Also ich lese manche Bücher gern immer mal wieder (und wenn es nur Lieblingsstellen sind), Vor allem wenn ich schlecht gelaunt oder deprimiert bin, hole ich ab und zu ein altes Lieblingsbuch wieder heraus. Das sind aber wenige Ausgewählte.
    Viele von den Büchern, die ich früher geliebt habe, habe ich schon lange nicht mehr herausgeholt. Da kann ich deine Gedankengänge total nachvollziehen. Es gibt so viele tolle Bücher, die nur darauf warten gelesen zu werden und es könnte ja auch sein, dass mir ein Buch dann überhaupt nicht mehr gefällt. Trotzdem kann es auch interessant sein Bücher noch mal aus einer anderen Perspektive zu lesen.

    1. Vielen Dank für deinen Kommentar! Gerade wenn ich traurig oder schlecht gelaunt bin, schaffen bekannte Bücher es auch bei mir, dass ich mich wieder ein bisschen besser fühle. <3

  7. Ich lese ehrlich gesagt immer am liebsten meine alten Lieblingsbücher. Dabei fällt mir wieder auf, warum sie überhaupt zu meinen Lieblingen gehören xD
    Was neue Bücher angeht bin ich in letzter Zeit sehr vorsichtig geworden. Die Auswahl ist so übertrieben groß in den Buchläden, dass es mir keinen Spaß mehr macht. Jeder daher gelaufene Mensch bezeichnet sich plötzlich als Autor und veröffentlich ein Buch. Egal wie talentiert dieser Mensch dann tatsächlich ist. Wahrscheinlich sind meine Ansprüche auch extrem gestiegen. Aber ich finde echt immer seltener Bücher, die mir wirklich gefallen und mich beschäftigen.
    Diese Situation ist echt traurig, aber sie ist für mich nun Mal so. Deswegen greife ich immer zu meinen schon fast kaputt-gelesenen Exemplaren und freue mich wie bekloppt, wenn einer meiner Lieblingsautoren Mal ein neues Buch rausbringt.

    1. Schade, dass es dir mit Neuerscheinungen so ergeht – bei mir ist es irgendwie eher umgekehrt: Es gibt so viele neue Bücher, die mich interessieren, dass ich zu bestimmt 90% nur noch Bücher lese, die in den letzten zwei Jahren erschienen sind. Aber irgendwo hast du auch recht, die Bezeichnung „Autor“ wird dieser Tage wirklich unglaublich schnell verliehen und das auch an Schriftsteller, die gerade mal mäßig begabt sind und deren Idee es schon gefühlt 100mal in Büchern gab. Schätze findet man aber trotzdem immer wieder – ich kann aber auch gut verstehen, warum du lieber bei deinen Lieblingsbüchern bleibst!
      Liebste Grüße, Liesa

  8. Die Probleme, die du beschreibst kenne ich auch, aber manchmal brauche ich das einfach. Zum Beispiel bei „Tote Mädchen lügen nicht“. Nachdem die Serie mich so runter gerissen hat, musste ich das Buch auf jeden Fall noch einmal lesen. Oft höre ich meine Lieblingsbücher aber einfach nochmal als Hörbuch auf dem Weg zu Arbeit oder während der Hausarbeit. Dadurch sparrt man Zeit und nimmt sich nicht die Lesezeit für andere Bücher weg. :) LG Michi

    1. Das mit den Hörbüchern merke ich mir auf jeden Fall, das scheint tatsächlich der beste Kompromiss zu sein. Oft habe ich bei Hörbüchern das Gefühl, unkonzentriert und schnell ablenkbar zu sein, aber gerade wenn man das Buch ohnehin schon kennt, ist das vielleicht gar nicht so schlimm.
      Liebste Grüße!

  9. Du sprichst mir mit diesem Post echt aus der Seele, denn ich fühle mich oft genauso. Früher als Kind hatte ich so oft Langeweile, eigentlich ständig und dann habe ich eben alle Bücher doppelt und dreifach gelesen. Jetzt ist da ständig der Zeitdruck und das schlechte Gewissen gegenüber des SuBs. Die Idee, nur manche Passagen zu rereaden ist für den Anfang jedoch ein guter Kompromiss. :)

  10. Ich verstehe dich sehr gut, mir geht es nämlich genauso. Immer wenn ich ein Buch rereade, habe ich dabei ständig im Kopf, dass ich in der Zeit auch ein „neues“ Buch lesen könnte. Zudem mache ich das leider fast nur dann, wenn ich meine Erinnerungen für die Fortsetzung auffrischen muss und nur sehr selten wirklich allein um des Rereads willen. Es gibt aber einige Bücher, die ich unbedingt noch mal lesen möchte, teils weil ich sie so gut fand, mich aber kaum noch erinnere und teils weil mich einfach interessiert, ob sie mir heute auch noch so gut gefallen würden. Wie du aber schon sagst, ist da etwas die Angst da, dass es nicht so ist. Bei einigen Büchern habe ich im Nachhinein schon Punkte von der Bewertung abgezogen (auch ohne sie noch mal gelesen zu haben), weil mich andere auf problematische Punkte aufmerksam gemacht haben, die mir damals gar nicht aufgefallen sind, im Nachhinein aber deutlich mein Bild vom Buch verändern. Da bin ich dann in einer echten Zwickmühle, ob ich lieber die „heile Welt“ bewahren und das Buch in guter Erinnerung behalten soll oder es noch mal lese um mich selbst davon zu überzeugen.
    Was den Zeitfaktor angeht wäre es vielleicht ein Kompromiss, ein bereits bekanntes Buch nebenher zu lesen und vielleicht jeden Tag ein paar Seiten einzuschieben? So kommt es einem nicht wie ein so großer Zeitaufwand vor, wie wenn man es am Stück liest, auch wenn es objektiv betrachtet natürlich genauso lange dauert. :D

    1. Liebe Jacquy, ich freue mich immer wieder sehr über deine langen Kommentare, danke dafür! Mir ergeht es manchmal auch so, dass ich Büchern noch im Nachhinein eine schlechtere Bewertung aufdrücke – entweder, weil ich auf problematische Dinge aufmerksam gemacht wurde, oftmals aber auch, weil ich andere Bücher gelesen habe, die sich mit einem ähnlichen Thema beschäftigen, dieses aber viel besser angegangen sind und ich die gute Bewertung dann im Nachhinein durch den direkten Vergleich nicht mehr gerechtfertigt finde.
      Der Kompromiss ist ziemlich gut, ich glaube, ich werde zukünftig tatsächlich versuchen, auf diese Art und Weise ein paar Rereads einzuschieben, mal sehen, ob mir das gelingt. :D

      1. Puh, da bin ich beruhigt, ich habe immer Angst, die Leute mit meinen Kommentaren zu erschlagen, die werden immer länger als geplant :D
        Stimmt, der Vergleich ist auch ein wichtiger Punkt. Früher habe ich viel mit 5 Sternen bewertet, aber dann habe ich Bücher gelesen, die einfach deutlich besser waren und dann konnte ich einfach nicht mehr mit mir vereinbaren, dass sie die gleiche Bewertung bekommen haben.

  11. Wenn ich die ganzen Bücher aus meiner Kindheit nicht mitzähle, habe ich, glaube ich, nur ein einziges Buch zweimal gelesen. Und das hatte mir nicht mal sonderlich gefallen. Warum ich es genau gemacht habe, weiß ich also auch nicht. Was deine genannten Punkte angeht, kann ich dich sehr gut verstehen, da geht es mir ziemlich ähnlich. Oft finde ich es schon schade, wenn ich während dem Lesen schon darüber nachdenke, was ich als nächstes lesen könnte, anstatt mich einfach auf das aktuelle Buch zu konzentrieren, voll und ganz. Das ist aber Druck, den ich mir selbst aufbaue, der eigentlich wirklich hirnrissig und unnötig ist. Wie du schon sagst. Lesen soll Spaß machen. Das rufe ich mir in letzter Zeit gerne immer wieder in Erinnerung! Das gilt auch für Phasen, in denen ich gefühlt ein Buch nach dem anderen anfange und nicht richtig vorwärts komme. Ruhig bleiben, Lesen ist kein Marathonlauf. Und wenn ich mal mehrere Bücher anfange, dann ist es eben so. Wieso sich da viel Stress machen?!

    Ich schicke dir viele entspannte Grüße :)

  12. Hallo!
    Endlich komme ich auch mal dazu, meinen Senf zum Thema Rereads dazulassen. :D
    Ich habe auch immer ein schlechtes Gewissen meinem SuB gegenüber, wenn ich mal ein Buch rereade, dabei mache ich das eigentlich richtig gerne und denke mir bei gefühlt jedem zweiten Buch, das ich beende, „Das muss ich irgendwann unbedingt nochmal lesen!“
    Letztes Jahr habe ich bei einer Challenge mitgemacht, bei der man pro Monat ein Buch rereaden sollte, so hatte ich dann die Gelegenheit viele Bücher, die ich schon lange nochmal lesen wollte, zu rereaden, aber trotzdem noch genug neue Bücher pro Monat unterzubringen. Das hat mir nicht nur ziemlich Spaß gemacht sondern mir auch geholfen, in der Hinsicht etwas entspannter zu sein. Dieses Jahr habe ich aber glaube ich trotzdem noch kein Buch gerereadet. Vielleicht kommt das ja noch. :’D
    Gerade was längere Reihen angeht finde ich es auch immer schön, diese dann gemeinsam mit anderen nochmal zu lesen. Dann habe ich nämlich auch irgendwie gleich immer ein viel weniger schlechtes Gewissen, keine Ahnung warum das so ist. Vielleicht, weil solche gemeinsamen Lese-Events auch oft zeitlich durchgeplant sind, sodass man zB. pro Buch zwei Wochen Zeit hat – dann kann man eben immer auch noch was anderes nebenbei lesen und hat nicht das Gefühl, nur noch zu rereaden und den SuB komplett zu vernachlässigen.
    So habe ich letztes oder vorletztes Jahr zum Beispiel auch die gesamte The Mortal Instruments Reihe nochmal gelesen, wofür ich mir sonst wahrscheinlich nie Zeit genommen hätte. :’D
    Hier wurde ich übrigens ziemlich positiv überrascht – zuerst hatte ich ganz stark das Gefühl, dass die Bücher mir überhaupt nicht mehr so gut gefallen würden wie noch vor fünf oder sechs Jahren, als ich mich dann aber wieder etwas an die (doch sehr jugendliche) Art gewöhnt hatte mochte ich sie doch wieder ganz gerne. Ganz so fantastisch wie ich sie damals fand waren sie natürlich trotzdem nicht (vor allem Jace und Clary sind jetzt noch tausendmal nerviger :’D), aber ich konnte sie nochmal auf ganz neue Art und Weise wertschätzen, was ich sehr cool fand! :)

  13. Wahrscheinlich bin ich die Hundertste, die das jetzt schreibt, aber: Ich kann dich sehr gut verstehen und es geht mir ganz genauso. Früher waren Rereads absolut meine Welt [und ich war immer stolz darauf, meine Bücher nach all den vielen Malen so richtig ‚zerlesen‘ zu haben], aber mit der Zeit hat sich das durch all deine aufgezählten Gründe sehr im Sande verlaufen..
    Über meine ‚Lösung‘ für das Problem bin ich letztes Jahr im September gestolpert: Audible. Ich hatte mir damals im Probemonat Six of Crows ausgeliehen, weil ich zu faul für einen Reread war, aber meine Erinnerung doch gerne nochmal aufgefrischt haben wollte, bevor Crooked Kingdom rauskam. Gesagt, getan: Ich habe es innerhalb kürzester Zeit im Auto durchgehört und bin seitdem verliebt in Hörbücher – Und besonders in ‚Rereads‘ meiner Lieblingsbücher. Die Geschichte bleibt zwar die gleiche, aber hat trotzdem nochmal etwas ganz Neues, durch die [meistens sehr genialen] Sprecher. Außerdem fühlt es sich für mich nicht so an, als würde ich meine Zeit mit einem Reread ‚verschwenden‘ und das schlechte Gewissen bleibt auch aus. So viele Fliegen mit einer Klappe! :]
    Ich kann verstehen, wenn Hörbücher nicht dein Ding sein sollten [hab ich vorher auch immer gesagt, hehe], aber ich dachte, ich teile meine Erfahrung mal mit dir. Vielleicht geht’s dir ja sogar irgendwann ähnlich. [Sorry übrigens, wenn den Tipp schon Andere gegeben haben, aber ich wollte jetzt auch nicht alle Kommentare durchlesen. Oops. :D]

    1. Daaaaanke für deinen ultralangen Kommentar, haha. :D Das mit den Hörbüchern wurde jetzt tatsächlich ein paarmal vorgeschlagen und ich schätze, ich werde dem ganzen mal eine Chance geben. Ich wünschte nur, ich hätte öfter die Gelegenheit, Hörbücher zu hören. Mein Arbeitsweg ist viel zu kurz und irgendwie vergesse ich im Alltag oft, dass ich ein Hörbüch hören könnte, aber ich will es echt mal probieren und die Dinger mehr in meinen Alltag integrieren. :D

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